Blog | Bewusste & Liebevolle Partnerschaft

Wie meine Eifersucht mich an meine Ahnenthemen bringt

15. April 2024

Ein kaltes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus. Mein Bauch zieht sich zusammen und es sticht im Herzen. Der Mann, den ich liebe, verbringt das Wochenende mit einer anderen Frau – und ich allein. Autsch, das tut ganz schön weh.

Eifersucht ist ein fieses Gefühl. Ein Gefühl, dass mich schon lange lange begleitet. Und dem ich lange versucht habe, aus dem Weg zu gehen. Aber wie das so ist mit den Gefühlen, die ich vermeiden möchte – das Leben schenkt mir gerne immer wieder genau die Situationen, die mir die Möglichkeit geben, genau diese Gefühle besser kennenzulernen.

Ich spüre in mir den Wunsch, in einer Partnerschaft zu sein, die es mir erlaubt, zu erforschen: Meine Sinnlichkeit, meine Lebensfreude, meine Leidenschaft, meine Liebe. Die es mir erlaubt, in sinnliche Räume zu gehen und meiner Forschungsfreude Raum zu geben.

Gleichzeitig macht mir das Angst. Denn ich wünsche auch meinem Partner, diese Erfahrungen machen zu können. Und da kommt die Eifersucht ins Spiel.

Also fange ich an, meine Eifersucht zu erforschen. Zuerst von der theoretischen Seite: In einem Kurs der Liebesakademie lerne ich, wofür Eifersucht ein Indikator sein kann.  

  1. Ich vergleiche mich mit anderen. Ich bewerte mich als „schlechter“. à Ich darf an meinem Selbstwertgefühl arbeiten.
  2. Ich habe Angst vor dem Verlust einer Person und/oder dem Verlassenwerden. Das ist ein Hinweis auf eine Verlust-/Verlassenheit-Wunde aus der Kindheit. à Ich darf mich meinen inneren Wunden zuwenden.
  3. Ich habe das Gefühl, verraten worden zu sein. Mein Partner hat „die Regeln gebrochen“. à Sind unsere Beziehungsvereinbarungen noch stimmig für uns? Passen unsere Bedürfnisse zusammen?
  4. Ich bin neidisch auf das, was jemand hat oder wie die Person ist. à Erlaube ich mir, meinen Sehnsüchten nachzugehen?

Nicht bei jedem Menschen und in jeder Situation sind alle vier Themen präsent, wenn wir Eifersucht fühlen.

Ok, soweit habe ich das verstanden – in der Theorie.

Aber was passiert dann, wenn das Gefühl in einer Situation plötzlich aktiviert wird? Wenn ich nur noch rotsehe und meine inneren Schutzanteile eine Panik-Party schmeißen? Was mache ich dann?

Tief durchatmen. Und gleich noch mal durchatmen. Das Gefühl von Eifersucht anzunehmen, ist schwer. Weil es mit einer unheimlich hohen emotionalen Kraft kommt – und weil es so oft von Scham begleitet wird. „Das darf ich nicht fühlen. Das ist ein hässliches Gefühl.“ Dabei zeigt mir die Eifersucht nur: Hier stimmt was nicht. Um herauszufinden was, muss ich in die Emotion hineingehen. Mich dem Gefühl völlig hingeben. „In den Nebel sinken.“

Also gehe ich raus. Ab in die Natur. Mein Lieblingsrückzugsort in jeder kleinen und großen Krise. Die Natur kann mich halten. Ihr macht es nichts aus, wenn ich weine und rumschreie. Sie bleibt trotzdem. Sie hält mich trotzdem. Mit der Erde unter mir kann ich diese emotionale Ladung durch mich hindurchfließen lassen. Alles fühlen, was in mir aufkommt. Bis sich der Nebel lichtet. Bis ich wieder klarer sehe.

Und was ich dann sehen kann. Wow. Meine Verlustängste, geprägt aus meinen Kindheitserfahrungen. Das Gefühl von Verrat, weil ich mir Umsicht und Beziehungsvereinbarungen wünsche.

Und ich sehe die tiefe Verbindung zu meinen Vorfahrinnen. Dass ihre Themen auch noch in mir aktiv sind.

Es gab Zeiten, in den Frauen von ihren Männern fürs Überleben abhängig waren – ganz praktisch in den Fragen: „Wo wohne ich? Wie ernähre ich mich? Wer beschützt mich? Wer ernährt und beschützt meine Kinder?“

Da kann das Verlassenwerden von einem Partner potenziell lebensbedrohlich werden – und das spüre ich. Die Angst zu sterben. Die Wut in der Abhängigkeit zu sein. Die Verzweiflung, die aus dieser gefühlten Hilflosigkeit entsteht.

Und ich sehe auch, dass das nicht meine Situation ist. Ich habe keine Kinder. Ich bin nicht abhängig. Ich kümmere mich sehr gut um mein Überleben. Ich bin fähig und habe mein Schicksal selbst in der Hand. Ich kann Beziehungen und Vereinbarungen wählen, die mir guttun.

Das gibt mir Kraft. Und eine große Empathie und Dankbarkeit für meine Ahninnen. Dafür, wie stark, resilient und kraftvoll sie waren. Dafür, dass ich heute durch sie sein darf.

Eine schöne Möglichkeit, die alten Gefühle und Energien bewusst loszulassen, ist die Ritualisierung des Prozesses. Ich zünde eine Kerze an und schreibe ein Gebet, was ich laut ausspreche:

Ich lasse euch frei.
Dieser Schmerz ist nicht mein Schmerz.
Ich transformiere ihn in Liebe.
Für all die Frauen, die vor mir gekommen sind.
Für all die Frauen, die nach mir kommen werden.
Ich danke euch für das Opfer, das ihr gebracht habt, um mich in diese Welt zu bringen.
Diese Welt ist eine andere. Hier darf ich frei sein.
Ich lasse den Schmerz los, der nicht zu mir gehört.
Ich darf meinen eigenen Weg gehen.
Kraftvoll, liebevoll, frei.
Mit euch an meiner Seite, mit euch in meinem Rücken gehe ich voran.
Eine Flamme, die die Dunkelheit erhellt.
Für eine leuchtende Zukunft.

Dann schlafe ich eine Nacht drüber. Lasse meine Erkenntnisse sich setzen. Überlege, was ich mit den Informationen machen möchte, die sich mir gezeigt haben. Mein Blick weitet sich für verschiedene Möglichkeiten: 

  • Vielleicht bespreche ich mit meinem Partner, welches Maß an Offenheit für mich aktuell haltbar ist.
  • Vielleicht kommuniziere ich, welche Unterstützung ich mir wünsche, wenn ein tiefes Ahnenthema aktiviert ist.
  • Vielleicht fange ich an, mit meinen inneren Kindern und Schutzstrukturen zu arbeiten, um eine alte Wunde zu heilen.
  • Vielleicht entscheide ich auch, eine Verbindung aufzulösen, weil ich merke – hier ist für mich zu wenig emotionale Sicherheit, um mich mit meiner Eifersucht und allen Themen, die mit ihr aufkommen, zeigen zu können.

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von Julia

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