Selbstbewusstsein ist mehr als nur ein gutes Gefühl; es ist der Grundstein für ein selbst-bestimmtes und erfülltes Leben. Es ist eine Voraussetzung, um unsere tiefsten Wünsche und Bedürfnisse zu kennen, sowie die Kraft zu haben, groß zu Träumen und zu handeln.
Wage es, Groß zu Träumen
Wenn ich dich dazu auffordere, große Fragen zu stellen und groß zu träumen, dann wird es wahrscheinlich einen Teil in dir geben, der dich bremsen möchte. Vielleicht sagt er so etwas wie: „Ach, bilde dir doch nichts ein“ oder „Lass uns mal realistisch bleiben.“ Dahinter steckt ein Anteil, der dich vor Enttäuschung, Überforderung oder anderen negativen Konsequenzen schützen möchte.
Wenn du dir jedoch nicht erlaubst, frei zu träumen wie ein Kind, das noch glaubt, dass es alles werden kann, was es möchte, dann bleiben dir deine wahren Wünsche und Bedürfnisse verborgen hinter dem Filter von dem, was du für möglich hältst. Das, was du im Leben verfolgst, entspricht dann immer noch dem, was du willst, aber es ist selten genau das, was du wirklich willst.
Ich möchte dich dazu einladen, diesem frei und groß träumenden Kind in dir wieder eine Stimme zu geben, und du darfst für dieses Kind den Möglich-Macher spielen. Zeige dem Kind, wie Träume sich in die Realität umsetzen lassen.
Das Große und das kleine Selbst
In dir gibt es ein großes und ein kleines Selbst. Das große Selbst ist größer als das, was es wahrnimmt. Es steht vor den Herausforderungen des Lebens und hat das Gefühl und die Gewissheit: „Ich bin größer als diese Herausforderung. Ich kann das.“ Im großen Selbst haben wir ganz natürlich Selbstbewusstsein und Zugang zu unseren inneren Ressourcen. Im großen Selbst sind wir innerlich aufgerichtet und in unserer Energie offen und ausgedehnt.
Das kleine Selbst fühlt sich kleiner als das, was es wahrnimmt. Die Herausforderung erscheint als Problem, und das Problem scheint übermächtig. Es sagt: „Das ist zu schwierig. Ich bin überfordert. Ich kann das nicht.“ Im kleinen Selbst haben wir wenig Selbstbewusstsein und ebenso wenig Zugang zu unseren inneren Ressourcen. Die Energie im kleinen Selbst ist zurückgezogen und eng.
Der Weg zurück ins große Selbst
Für den Anfang wird es dir sehr dienen, einfach nur zu erkennen, wenn du im kleinen Selbst bist. Statt dich damit zu identifizieren, beobachtest du dich selbst und merkst: Ah, die Umstände erscheinen mir gerade größer als ich es bin – ich muss gerade im kleinen Selbst sein.
Der zweite Schritt ist, zu trainieren, von dort aus wieder ins große Selbst zu gelangen. Wie schon beschrieben, verlieren wir im kleinen Selbst den Zugang zu unseren inneren Ressourcen. In einer Situation, in der du dich sicher fühlst, bist du ganz natürlich charismatisch, humorvoll und flexibel. Egal, was die Situation von dir fragt – du handelst in Leichtigkeit und weißt immer, was zu tun ist.
Wenn du dich unsicher fühlst, wird alles angespannt und hakelig. Um von dort aus wieder ins große Selbst zu kommen und wieder Zugang zu deinen Ressourcen zu bekommen, braucht es die Fähigkeit zur Selbstfürsorge.
Du kannst gerne alles, was sich klein in dir anfühlt, als innere Kinder betrachten. Das hilft dir, eine liebevolle und fürsorgliche Haltung einzunehmen. Kinder wissen noch nicht, wie die Welt funktioniert. Sie lernen und sie fragen. Dein großes Selbst ist das, wonach sie fragen – der Teil von dir, der in der Welt navigieren kann, Antworten hat und Lösungen finden kann.
Wann hast du das letzte Mal mit dir selbst gesprochen?
Sagen wir, du findest dich im kleinen Selbst wieder. Du bist durch ein äußeres Ereignis in einem starken emotionalen Trigger. Du erkennst dich in deiner Situation und nimmst eine fürsorgliche Haltung zu deinem kleinen Selbst ein:
So zum Beispiel könnte dein innerer Dialog aussehen:
Was ist passiert?
„Mein Freund hat unsere Pläne in letzter Minute abgesagt.“
Was bedeutet das für dich?
„Ich denke, ich bin ihm nicht wichtig.“
Wie hat dich das fühlen lassen?
„Ich bin enttäuscht und fühle mich allein gelassen.“
Was brauchst du gerade?
„Raum für meine Gefühle. Etwas Zeit.“
Was können wir kurzfristig tun?
„Einen Spaziergang machen und uns von der Enttäuschung erholen. Dann neue Pläne machen.“
Was können wir langfristig tun?
„Ich spreche mit meinem Freund über meine Gefühle und kläre, wie wir in Zukunft besser kommunizieren können.“
Indem du eine fürsorgliche Haltung gegenüber deinem kleinen Selbst einnimmst, begibst du dich automatisch in dein großes Selbst. Mit der Zeit wird das ganz natürlich für dich.
Auch das ist eine Gewohnheit, die entwickelt werden kann – das gilt für das große und das kleine Selbst. Was du wiederholst, das trainierst du, und das wird zur Gewohnheit.
Die Wellen des Lebens tragen uns durch die höchsten und tiefsten Gefühle. Im kleinen Selbst treiben wir auf den Wellen – fühlen uns ihnen größtenteils ausgeliefert. Das große Selbst kannst du dir stattdessen wie ein Schiff im Ozean vorstellen, das beständig durch die Wellen gleitet.
Situatives Selbstbewusstsein
Es wird sicher auch dir so gehen, dass du in manchen Situationen deines Lebens selbstbewusster bist als in anderen. Das ist ganz normal. Aber woran liegt das?
Wir Menschen vergleichen uns konstant mit unserer Umgebung. Wenn du die klügste, schönste und erfolgreichste Person im Raum bist und dich auch selbst so siehst, dann gibt es sicher keinen Grund, nervös zu sein. Tatsächlich ist das aber selten der Fall.
Wenn du ein Mensch bist, der persönlich wachsen möchte – davon gehe ich aus, weil du hier bist – dann umgibst du dich am liebsten mit Menschen, die in deinen großen Interessen auf oder sogar über deinem Level sind. Bist du die klügste Person im Raum, dann bist du im falschen Raum.
Entscheidend ist auch hier nur, ob du dich im Verhältnis zu einem anderen Menschen oder einer Gruppe groß oder klein fühlst.
Vorsicht: Hier geht es nicht um größer oder kleiner. Das ist die Welt, in der wir nicht leben wollen. Was wir anstreben, ist Augenhöhe – groß zu sein, genauso wie alle anderen. Lernen zu wollen, wachsen zu wollen, genauso wie alle anderen. Du tust dir und anderen Menschen keinen Gefallen, wenn du dich selbst überhöhst oder unnötig klein machst. Beides zeigt nur sehr deutlich, dass du deinen wahren natürlichen Wert noch nicht (wieder-)erkannt hast.
Lass uns an dieser Stelle eine wichtige Unterscheidung machen zwischen dem Wert, den du anderen Menschen geben kannst, und dem Wert, den du als Mensch einfach hast.
Selbstwirksamkeit und Selbstwert
Selbstwirksamkeit
Was du für dich selbst oder andere Menschen tun kannst, ist das Feld der Selbstwirksamkeit. Hier kannst du lernen, verstehen und immer fähiger werden, deine Bedürfnisse und die anderer Menschen zu beantworten. Es geht darum, die Erfahrung von Wirksamkeit zu machen. Zu wissen, dass du aus Gedanken erfahrbare Realität machen kannst. Dass auf deine Worte Taten folgen, dass du erreichst, was du dir vornimmst, und dass du hältst, was du versprichst.
Deine Selbstwirksamkeit und durch Wiederholung daraus folgend auch dein Selbstvertrauen kannst du ganz einfach trainieren, indem du dir etwas Herausforderndes, aber Machbares vornimmst und es tust. Das machst du immer wieder und traust dich mit jedem Mal, dir etwas Größeres vorzunehmen. Dabei Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, ist ein ganz normaler Teil des Prozesses. Wichtig ist nur, dass du dranbleibst, bis dein Ziel erreicht ist.
So machst du stetig neue Referenzerfahrungen und dein Selbstbewusstsein bezieht sich nicht mehr auf das, was du theoretisch tun könntest, sondern auf das, was du schon getan hast. Lass deine Ergebnisse für dich sprechen.
Selbstwert
Es gibt aber auch einen Teil von dir, der gar nichts tun kann, um wertvoll zu sein – es aber ist und auch schon immer war. Tatsächlich gilt hier sogar das Gegenteil. Jeder Versuch, diesen Wert zu beweisen oder ihn zu verdienen, würde nur bestätigen, dass er nicht existiert.
Es geht um das grundlegende Gefühl, dass du liebenswert bist. Nicht das, was du tust, sondern das, was du bist. Diese wertfreie bedingungslose Liebe zeigt sich in der Beziehung zu dir selbst als Selbstachtung. Du hast Liebe verdient, weil du Liebe bist. Du hast Gutes verdient, weil du gut bist. Solltest du etwas Gegenteiliges über dich glauben, dann kannst du mit guter Unterstützung die Ursprünge für diese Annahme finden und heilen.
Du kannst dich wahrscheinlich nicht erinnern, aber stelle dir dich nochmal als Baby vor. Als Baby hattest du noch gar nicht die Möglichkeit, irgendetwas zu tun, um geliebt zu werden. Das Gegenteil war der Fall. Du hast den absoluten Großteil der Zeit und Energie deiner Eltern beansprucht und auch gebraucht. Und doch haben sie dich geliebt und dir ihr Bestes gegeben.
Für die meisten Menschen wird das der Fall sein, aber wenn das für dich nicht so war oder du es nicht so empfindest: An dieser Stelle ganz viel Liebe und Verständnis für dich. Selbst wenn deine Eltern nicht fähig waren, dir die Liebe zu geben, die du gebraucht hast, hat das nichts mit dir zu tun.
Vielleicht kennst du das Beispiel mit dem 50€ Schein. Ein Redner auf einer Bühne hält einen 50€ Schein hoch und fragt das Publikum: Wer möchte diesen Schein haben? Fast alle Hände gehen hoch. Anschließend zerknüllt er den Schein in seiner Hand. Wieder hält er ihn hoch und fragt: Was ist dieser Schein jetzt wert? Genau. 50 Euro. Wer möchte diesen Schein haben? Wieder gehen fast alle Hände hoch.
Als letztes wirft er den Schein auf den Boden und tritt mehrmals mit dem Fuß darauf. Er fragt erneut: Was ist dieser Schein jetzt wert? Genau. Immer noch 50€. Wer möchte diesen Schein haben? Die Menschen melden sich immer noch. Ein 50€ Schein ist 50€ wert unabhängig davon was man mit ihm macht. Wie kommen wir auf die Idee, dass das bei uns etwas anderes ist?
Also stellt dir in Zukunft nicht mehr die Frage was du tun kannst um wertvoll zu sein, sondern stelle dir die Frage:
Warum glaube ich nicht wertvoll zu sein?
Dein Weg zu mehr Selbstbewusstsein
Um dein Selbstbewusstsein zu steigern, ist es wichtig, das große Selbst in dir zu entwickeln und zu stärken, bis es zu deinem ganz normalen Zustand wird. Ein wesentlicher Aspekt ist dafür deine Fähigkeit zur Selbstfürsorge. Wenn du dich in schwierigen Situationen überfordert fühlst, nimm eine liebevolle, fürsorgliche und unterstützende Haltung gegenüber deinen inneren Anteilen ein.
Solltest du aus deinem großen Selbst fallen und den Raum nicht mehr selbst halten können wünsche ich dir, dass du einen Freund hast, der das in diesem Moment für dich machen kann. Gibt es diesen Freund noch nicht, lade ich dich dazu ein mehr Zeit und Energie in deine Beziehungen zu stecken.
Im wissen darüber, dass du dir selbst helfen kannst – oder dir im schlimmsten Fall von anderen helfen lassen kannst, erscheinen die Wellen des Lebens gleich nur noch halb so hoch.
Und statt nur auf die Wellen des Lebens zu reagieren wähle deine eigenen Herausforderungen. Suche dir deine Welle selbst aus und lerne sie zu surfen – in dem Wissen, dass man beim Surfen lernen nunmal ins Wasser fällt. Das gehört einfach dazu.
Vergiss nie, dass dein Wert als Mensch unabhängig ist von dem was du tust. Am besten erkennst du das indem du andere Menschen als grundlegend wertvoll betrachtest. Was du im Außen abspaltest, das spaltest du auch in dir ab. Wenn du deinen Wert anzweifelst, dann stelle die Annahme in Frage – nicht dich selbst.