Warum Gemeinschaft?
Es gibt eine Vielzahl von Gründen, aus denen Gemeinschaften entstehen. Jede Gemeinschaft hat einen eigenen Charakter, der sehr verschieden sein kann.
Das Potential, welches in Gemeinschaft liegt, ist gewaltig und vielschichtig. Dieses zu bergen und zur Blüte zu bringen, ist eine voraussetzungsreiche Kunst, an der sich viele Menschen die Zähne ausbeißen, ohne dass ihnen die Größe der Herausforderung bewusst ist.
Viele Menschen sind schon einmal an Gruppendynamiken verzweifelt. Gruppendynamiken bzw. Sozialdynamiken können einen völlig verwirren, Gefühle des Unverstandenseins und Unwohlsein auslösen, aber auch starke Bedürftigkeit oder Abwehr verursachen.
Gemeinschaft kann aber auch Räume mit unglaubliche Tiefe und Verbundenheit eröffnen.
Im Angesicht der Menschen die mich umgeben, kann ich mich selber erkennen.
Das schließt an Carl Gustav Jung an: „Alles, was uns an anderen irritiert, kann uns zu einem Verständnis von uns selbst führen.“ Eine Gemeinschaft, die eine gewisse Nähe lebt, erlaubt es – genauso wie Partnerschaften – irgendwann nicht mehr seine sozialen Masken aufzubehalten. Oder um es in Jungs Worten zu beschreiben, die Persona kann in der dichten Nähe nicht mehr erhalten werden.
„Die Persona ist eine Art Maske, entworfen einerseits, um einen bestimmten Eindruck auf andere zu machen, und andererseits, um das wahre Wesen des Individuums zu verbergen“ C.G. Jung
Wenn man es nach dem Ablegen der Maske schafft, sich authentisch und ehrlich mit dem, was da ist, zu begegnen und anzunehmen, dann entsteht eine Tiefe und Echtheit, die wunderschön ist. Und das, obwohl die Anteile, die sich dann zeigen, vielleicht nicht die hübschesten sind.
Vielleicht hast du das auch schon einmal in Partnerschaften oder Freundschaften erlebt.
In einer Gemeinschaft entsteht auch eine ganz eigene Kultur, diese Kultur schafft die Möglichkeit nach selbstgewählten Werten und Prinzipien zu leben sowie das Miteinander gemeinsam zu gestalten.
Die Kultur in der Phönix-Gemeinschaft ist an ganzheitlichen Prinzipien angelehnt, was bedeutet, dass wir z.B. auch herausfordernde Gebiete wie Spiritualität und Sexualität als bewusster Teil integriert werden und nicht in den Schatten gedrängt werden.
Gemeinschaft als Weg
Wenn Teil der Ausrichtung einer Gemeinschaft die Evolution von Bewusstsein ist, dann ist das Leben in dieser Gemeinschaft mit einem persönlichen spirituellen und psychologischen Weg verbunden. Dieser kann sehr herausfordernd sein, so wie es auch andere spirituelle Wege sein können.
Damit ein solcher Weg in einer Gemeinschaft gut gegangen werden kann, muss sich die Gemeinschaft allerdings entscheiden, die Kraft des Eros, das Streben nach höheren, umfassenderen und integrierten Zuständen des Seins, einzuladen.
Eros wird vom Philosoph und Autor der integralen Theorie Ken Wilber wie folgt beschrieben:
Es ist die Kraft, die zu Entwicklung, Wachstum und Transzendenz führt. Mit dem Wunsch nach größerer Tiefe, Reichweite, Bewusstheit und Verbundenheit in allen Existenzbereichen.
In diesem Sinne geht Eros über die physische oder emotionale Ebene hinaus und umfasst auch die spirituelle und metaphysische Dimensionen, die sich auf die Entwicklung des gesamten Universums und des menschlichen Bewusstseins erstreckt.
In unserer westlichen Kultur ist in erster Linie der materielle Wachstum anerkannt. Geistiges, emotionales oder spirituelles Wachstum ist, aufgrund unser materialistischen und stark naturwissenschaftlichen Weltbilder, für viele Menschen etwas unbekanntes oder ungreifbares. So passiert es häufig, dass die Kraft des Eros, die in uns allen ganz natürlich steckt, in unserer Kultur ihren Ausdruck häufig auf schräge und einseitige Art findet. Zum Beispiel in der Sucht nach materiellem Wirtschaftswachstum, plumpen Superhelden-Filmen, Narzissmus-fördernden Strukturen in Politik und Konzernen, …
Die Integration vom Eros als gute Kraft, die zum Wohle der Wesen, die mich umgeben und meinem Selbst zur Selbsttransformation animiert, kann dringend benötigte Heilung und Lebendigkeit in unsere Welt bringen.
Nicht jede Gemeinschaft hat Eros integriert, der Charakter der Gemeinschaften wird maßgeblich durch die Gründe für das Zusammenkommen geformt.
Verschiedene Arten des Gemeinschaftslebens
Die Gründe für das Zusammenkommen in einer Gemeinschaft können vielfältig sein, sie können nach den Kriterien/Bereichen Wohnen, Soziales, Arbeiten, Entwicklung und Spiritualität sowie Vision eingeteilt werden. Hierbei kann es sein, dass eine Gemeinschaft nur einen Bereich oder aber auch mehrere Bereiche integriert hat.
- Die reine Wohngemeinschaft ist wohl die verbreitetste Gemeinschaftsart im deutschsprachigen Raum, wie der Name schon sagt, sind Zweck und Grundlage dieser „WGs“, Wohnraum zu teilen und dadurch Kosten und Aufwand für die WG-Bewohner zu reduzieren.
- Lebensgemeinschaften sind Gemeinschaften, die das geteilte soziale Miteinander verbindet, den Mitgliedern ist es wichtig mit Menschen zusammen zu leben, mit denen sie eine Gewisse Schnittmenge an Interessen, Weltbildern, Lebensthemen oder anderem teilen und häufig in ähnlichen Bewustseinsstufen unterwegs sind. Häufig begleiten die Menschen einander eine gewisse Zeit durchs Leben und unterstützen sich gegenseitig oder erfreuen sich an gemeinsamen Aktivitäten. Die dargestellte Freundesgruppe in der US-amerikanischen Fernsehserie „Friends“ könnte als ein popkulturelles Beispiel für so eine Art Gemeinschaft gesehen werden.
- Arbeitsgemeinschaften verbindet eine gemeinsame Tätigkeit, diese dient – in postmodernen Kontexten/Szenen – nicht nur zur Erlangung finanzieller Mittel. Die Tätigkeiten sind meist auch mit einem ideellem Wert verbunden. Häufig haben diese Tätigkeiten etwas mit ökologischer Landwirtschaft, sozialen Projekten oder Bildungsangeboten zur Persönlichkeitsentwicklung zu tun.
- Entwicklungsgemeinschaften oder auch spirituelle Gemeinschaften haben Eros über die materielle/ körperliche Ebene hinaus integriert, sie verfolgen das Ziel die Mitglieder in einer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen, kollektive Themen wie z.B. unterdrückte Sexualität oder dem Verhältnis zwischen Männern und Frauen zu bearbeiten. Andere Gemeinschaften haben sich einer gewisse Spiritualität (wie Yoga, Buddhismus, Christentum,…) verschrieben und praktizieren, lehren und lernen diese, manche suchen sogar darin eine Meisterschaft zu erlangen.
- Visionär integrale Gemeinschaften verfolgen eine Vision die sie in die Welt bringen wollen, mit der sie die Welt in eine positive Richtung beeinflussen möchten. In der Grundannahme, dass sich Bewusstsein immer weiterentwickelt und dass in der Entwicklung zum Integralen Bewusstsein eine Chance liegt, die Probleme unserer heutigen Welt an der Wurzel zu lösen und somit eine konstruktiver Welt möglich ist. Wichtig sind hier unter anderem ganzheitlich ausgeglichene Weltbilder, damit ein progressive, konstruktives und integrales Bewusstsein daraus entstehen kann.
Abgesehen von WGs und Lebensgemeinschaft, die es relativ häufig gibt, existieren darüber hinaus nur sehr wenig größere Gemeinschaften in Deutschland. Im GEN (Global Ecovillage Network) Deutschland, sind gerade einmal 23 Gemeinschaften Mitglied. Um Mitglied im GEN zu sein, benötigt die Gemeinschaft eine Wohn-, Lebens- und Arbeitsgemeinschaft (vgl. GEN Deutschland 2023).
Gemeinschaften, welche sich langfristig explizit innere Entwicklungsziele, spirituelle oder hohe visionäre Ziele setzen (die nicht primär materiell sind), gibt es relativ wenige im deutschsprachigen Raum. Bei meinen Recherchen bin ich bisher nur auf wenige Yoga- und Buddhistische Zentren sowie das ZEGG (Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung) gestoßen.
Als Phöinx-Gemeinschaft tragen wir die Vision eine „Neue Erde“ mitzugestalten in uns und arbeiten daran das integrale Bewusstsein und ein ganzheitliches Mensch Sein in die Welt zu tragen. Um die Vision umzusetzen haben wir die anderen Bereich Entwicklung, Spiritualität, Arbeiten, soziales Leben und Wohnen in unserer Gemeinschaft integrieren.
Wenn du neugierig auf diese Art von Entwicklung geworden bist, dann schaue dir mal unsere Jahresgruppe an.